Reise eines Endoskops

Einblick gewinnen, Dinge sichtbar machen, die wir nicht unmittelbar wahrnehmen können, das wollen Wissenschaft und Kunst gleichermaßen bei einer „Reise“, die hier vorgestellt wird. Das Endoskop erweist sich als ein ideales Instrument sowohl des medizinischen, als auch des künstlerischen Auges. Aus unserem Innenleben liefert es faszinierende Bilder von außergewöhnlicher Ästhetik.

Reale Momentaufnahmen vom Gesundheitszustand eines Individuums bietet es dem Arzt. Eine virtuelle Zeitreise durch das Leben schlechthin strebt indes die Video-Installation an.

Endoskopische Ansichten röhrenförmiger Papier-Kollagen und Original-Sequenzen aus der medizinischen Diagnostik - blutrotes Papier aus der asiatischen Tradition des Ahnenkults und blutrotes Gewebe aus dem menschlichen Brustkorb - führen in einer Gegenüberstellung zu einer Metapher menschlicher Existenz.

Aus der Tunnelperspektive erblicken wir das Licht der Welt . Diese Umschlossenheit und Richtung, die wir bei unserer Geburt erleben, scheint auch das Erlebnis des Todes zu begleiten: Übereinstimmend berichten Menschen, die die Schwelle zum Tod bereits betreten haben - Menschen mit sogenannten Nahtod-Erfahrungen -, von einer Tunnel-perspektive.

Jedoch verläuft der Weg des Lebens kaum je gerade. Der Mensch windet sich hindurch auf einer Spiralbahn, die bald bremsend, bald innehaltend und manchmal einen Sog ausübend vorwärts streben lässt.

Geburt und Sterben, Werden und Vergehen werden zyklisch vor Augen geführt, mit Hilfe einer „Video-Endlos-Schleife“, in der das Individuum buchstäblich „auf der Strecke“ bleibt. Formiert sich nicht in jedem Kopf stets aufs Neue ein ganzes Universum ? Doch nur für die Spanne eines Lebens. Was der Einzelne zurücklässt, ist ein Nachhall seiner Emotionen - gleichsam eine akustische Spur im Raum.


Für die freundliche Unterstützung durch H. D. Becker wird herzlich gedankt.