Open-mindedness  

Ein Plädoyer für Aufgeschlossenheit und Toleranz

Eine Bodeninstallation mit ca. 500 lebensgroßen menschlichen Gesichtern aus Terrakotta, die mit Oxiden gefärbt und auf 1200 Grad gebrannt wurden.

Beschreibung
Flächig verteilt, aber alle in derselben Richtung angeordnet, ruhen auf dem Steinboden des Kreuzgangs einige hundert menschliche Gesichter. Alle diese Gesichter wurden von nur zwei verschiedenen Kopfformen abgenommen, die Dao Droste zuvor modelliert hat. Und alle Gesichter sind in nur zwei Farbtönen gehalten, einem sehr hellen und einem dunklen, lehmähnlichen Braun. Dennoch gleicht bei genauerer Betrachtung kein Gesicht dem anderen. Jede Hohlform wurde nämlich vor dem Brand einzeln bearbeitet, mit Rissen und Schrunden versehen, die dunkel eingefärbt sind. Sie verleihen jedem Gesicht eine gewisse Individualität, die durch die schwarzblau bis schwarz glasierten Augen noch verstärkt wird. Der Gesichtsausdruck ist allerdings bewußt einheitlich gehalten: Ohne erkennbare Emotionen schauen alle gedankenverloren, traumversunken vor sich hin und liegen scheinbar beziehungslos nebeneinander.

Konzeption
Das englische Wort "mind" läßt sich ohne Kontext nicht treffend übersetzen. Sinn, Gemüt, Herz, Seele, Geist, Verstand, Meinung, Ansicht, Gedächtnis - all das kann "mind" bedeuten. Dieser Begriff umfaßt somit das gesamte nicht-körperliche Wesen des Menschen, das emotionale, das rationale, das charakterliche. OPEN-MINDEDNESS ist in diesem umfassenden Sinn zu deuten. Es steht für Aufgeschlossenheit der Gefühle, Aufgeschlossenheit des Verstandes, Freiheit von vorgefaßten Meinungen, Toleranz, und gegen Verdrängen oder Vergessen der Vergangenheit, also auch gegen jede Geschichtsklitterung. OPEN-MINDEDNESS ist so verstanden die Voraussetzung für ein menschliches Zusammenleben im Zeitalter der Globalisierung.

Die Installation OPEN-MINDEDNESS besteht einerseits aus sehr konkreten Elementen - eben menschlichen Gesichtern. Sie ist in ihrer Konzeption aber im wesentlichen abstrakt. Weder die einzelnen "Köpfe" noch die Anordnung als Ganzes legen irgendeine Interpretation fest. Der Grundgedanke ist vielmehr, auch dem bereits aufgeschlossenen Betrachter bewußt zu machen, daß niemand völlig frei ist von "Denkschablonen". Beim Gang durch die Installation sollen immer aufs Neue gedankliche und emotionale Assoziationen geweckt werden, ie sich bei genauerem Hinsehen als vorschnell und nicht schlüssig erweisen.

Die liegende Anordnung - zumal auf den Grabplatten des Kreuzgangs - mag zunächst an Tote denken lassen. Ein Friedhof ? Eine Abstraktion der Vergänglichkeit jedweder Existenz ? Aber die Gesichter leben! Also die wieder-auferstandenen, von der Mühsal des irdischen Daseins befreiten Seelen unserer Vorfahren ? Der friedliche, fast verklärte Blick, sowie die kontemplative Stille des Ortes legen diesen Gedanken nahe. Aber würde man Wieder-Auferstandene liegend darstellen ? Und außerdem entstammt die vietnamesische Künstlerin ja einem nicht-christlichen Kulturkreis. Die Ähnlichkeit läßt auf den ersten Blick alle Gesichter gleich erscheinen. Ausdruck der modernen Massengesellschaft ? Oder gar Horrorvision einer geklonten Zukunft ? Doch auf den zweiten und dritten Blick erkennt man die Individualität. Kein Gesicht ist wie das andere, jedes ist von einmaligen Spuren gezeichnet, die das Leben hinterlassen hat. Man schaut in helle und dunkle Gesichter. Utopie eines friedliche Nebeneinander von Schwarzen und Weißen ? Aber es gibt ja weit mehr verschiedene Hautfarben.

So ist diese Installation nicht in einer vorgedachten Weise symbolisch zu interpretieren. Die Künstlerin will weder OPEN-MINDEDNESS als einen Idealzustand abbilden, noch die möglichen Konsequenzen mangelnder "Offenheit" als abschreckende Vision darstellen.
OPEN-MINDEDNESS wird nicht als Zustand begriffen, gleichsam als höherwertige Geisteshaltung, die man hat oder nicht hat. OPEN-MINDEDNESS ist vielmehr ein ständiger Prozess, der genaue Wahrnehmung ebenso voraussetzt wie das Infragestellen ihrer Interpretation. Und diesen Prozess soll diese Installation beim Betrachter auslösen und auf diese Weise bewußt machen.